Die Alpenwinzerei ist das höchste Weingut Österreichs und jetzt auch eine der höchsten Weinbauregionen Europas. Am Kohlmais in Saalbach Hinterglemm, wo 1991 Rudi Nierlich und Petra Kronberger in den Ski Alpin Weltmeisterschaften Gold für Österreich holten, liegt jetzt einer der höchstgelegensten Weinberge Europas. Die Riede Kohlmais liegt auf 1212m direkt über Saalbach. Die Reben genießen den Blick auf den Schattberg, Zwölferkogel und Bernkogel, der ihnen zur später Stunde die Sonne nimmt.
Die Rebsorte Solaris - der Saalbach Wein
Solaris ist eine Geisenheimer Neuzüchtung, die von Norbert Becker 1975 kultiviert wurde. Als Eltern fungieren hier die Rebsorte Merzling mit einer Muskat Ottonell Hybridrebe. Genauer ist die Kreuzung wie folgt: Merzling x (Zarya Severa♀ x Muskat Ottonel)
Um auf 1212 Metern zu überstehen, muss die Pflanze auch sehr frostresistent sein – vor allem hier im Skigebiet. -20 Grad sollte sie überstehen können, was sich nach dem ersten Winter herausstellen wird. Auch hat die Pflanze die Besonderheit, dass sie spät austreibt und früh reift. Was uns hoffen lässt, dass sie die späten Frosttage überstehen wird. Auch dass sich die Pflanzen auf kühlen und feuchten Böden wohlfühlen und zugleich eine hohe Pilz- und Krankheitsresistenz aufweisen, sind sehr gute Eigenschaften. Das Ganze lässt Seppi Fersterer hoffen in Zukunft einen biologischen Wein ohne Spritzmittel zu erzeugen.
Zumindest ist das sein Wunsch. Wir haben hier in Saalbach einen sehr fruchtbaren Boden mit Schiefergestein, was das überschüssige Wasser schnell entwässert und somit das Schmelzwasser kein Problem sein sollte. Die Solaris wächst weniger aufrecht, was uns in Zukunft die Heftarbeiten erschweren wird vor allem am Hang. Da die Trauben Anfang September schon 100 Oechsle Grade erreichen, kann man sie sowohl zur Stillwein als auch zur Dessertwein Erzeugung verwenden. 2022 hoffen wir auf die erste Ernte und dann werden wir es wissen, wie und was für ein Wein es wird.
Seppi Fersterer vom Hinterhag
Die mich gerne persönlich kennen lernen wollen, können mich in meinem Restaurant Seppis antreffen. Als ich eineinhalb Jahre alt war, zogen meine Eltern mit mir den Sommer über nach Panzano in Chianti. Wer kennt sie nicht die Toscana: hier kommt man ums gute Essen und Wein nicht herum. Gehört dies doch für die Italiener zum Leben dazu. So sind auch bei unserem italienischen Zuhause ein kleiner Weinberg und Olivenhain dabei. Dort habe ich die Arbeit im Weinberg und Keller von klein auf mitbekommen. Wie viel Sorgfalt und Mühe dahinter stecken einen guten Tropfen hin zu bekommen – es ist nicht so leicht, wie es scheint.
Irgendwann war es dann auch für mich soweit die Schule aufzusuchen. Die Zeit in Panzano war auf einmal auf die Ferien begrenzt. Das Leben dort misste ich sehr. Vor allem das Mithelfen und von meinem Vater zu lernen ging mir sehr ab. In der Zwischenzeit trieb mein Vater Sepp Fersterer das Weingut immer weiter voran – produzierte Weine für unsere Hinterhag Alm und das Hotel. Später kam dann auch der Glühwein dazu. Meine Mutter Evi Fersterer malte Etiketten für die verschiedenen Flaschen. Das war damals eine große Sache. Wer hatte schon in Saalbach sein eigenes Weingut in der Toscana und schenkt in der Hinterhag Alm zum Après-Ski Toscana Glühwein aus? Tja, wir Hinterhager hatten schon immer unsere eigenen Vorstellungen 😉
Mein Vater war ein großer Erfinder und es gab nichts was er nicht zu bewältigen schien. Er unterstütze auch meine Mutter um in Ihrer Leidenschaft das Malen und Künstlerin zu werden voll und ganz. Deswegen sind wir schlussendlich in der Toscana gelandet. Ohne Ihm würde der Bezug zum Wein fehlen und es die Alpenwinzerei wahrscheinlich nicht geben. Leider verstarb er unverhofft als ich 18 Jahre alt war. Ich bin ihm sehr dankbar für alles, was er mir gezeigt hat und hoffe, dass er dort oben sich nicht allzu viel über mich wundert :)
Von der Spinnerei zur Alpenwinzerei in Saalbach-Hinterglemm auf 1212m
So wie jedes Jahr kam wieder mal der „Hansi“ vom Weingut Johann Müllner vorbei – ein langjähriger Winzerfreund des Hauses. An diesem Abend schwelgten wir in Erinnerungen. Auch unter anderem von meinem Vater, wie er damals Hansis Wein noch vom Lkw runter gekauft hat, um für die Alm genügend Weißwein für die bevorstehende Wintersaison zu haben. Nach diesem illustren Abend kam mir die Idee von einem Weinberg in Saalbach-Hinterglemm in den Sinn.
Hansi war gleich Feuer und Flamme. Seine Antwort war kurz und bündig: „Hast an Grund mit viel Sonne?“ und ich: „Ja, klar!“ Am nächsten Tag standen wir schon oben am Kohlmais, haben das Ganze die Fläche angeschaut und das Projekt als machbar gesehen. Das war Mitte November. Im Januar bekam ich die Genehmigung zum Auspflanzen. Bis dorthin hatte man dann genug Zeit, um herauszufinden welche Weinrebe am Kohlmais am besten gedeihen würde. Hier fiel die Wahl auf die Solaris Rebe. Wie es der Zufall so wollte, waren für uns 2.500 Solaris Pflanzen verfügbar, die dann Ende Februar ins Kühlhaus geliefert wurden.
Nach einer der schneereichsten Saisonen gab es im April noch genügend Schnee am „noch nicht Weinberg“. Das ganze Feld ähnelte mehr einem Sumpfgebiet als das dort bald ein Wein ausgepflanzt werden könnte. Somit verschoben sich die Erdarbeiten bis in den Mai und es verzögerte sich das Aussetzen auf den 5. Juni 2019.
Um das Auspflanzen zu erleichtern kam eine Setzmaschine zum Einsatz – die Erste ihrer Art in Saalbach Hinterglemm. Somit konnten wir zugig den Weinberg setzen und 2.500 Pflanzen stehen in Reih und Glied dank GPS-Unterstützung.
Die Pflanzen sind schnell angewachsen. Nach fünf Tagen fingen die Ersten an auszutreiben. Der Sommer kam uns zu Gute. Er war sehr warm und es regnete Regen zur rechten Zeit. Die Pflanzen schossen in die Höhe und wir können uns schon über die ersten Fruchtausbildungen freuen. Auch wenn diese Ende 2019 noch sauer schmecken.
Noch eine große Herausforderung
Bis zur ersten Ernte 2022 ist noch einiges zu tun und mit der Zeit kommt auch die Erfahrung. Da es nun nicht sehr viele Menschen gibt, die in dieser Höhe Wein anbauen, können wir nicht auf allzu großes Wissen zurückgreifen und vieles einfach nur durch Ausprobieren lernen. Nächstes Jahr steht die „Erziehung“ der Pflanzen an. Entschieden habe ich mich noch nicht, wie sie gezogen werden. Hier habe ich ja noch ein bisschen Zeit.
Dieses Jahr werden aber noch Stationen zur Überwachung von Wetter, Boden und Schädlingsbefall installiert, damit wir auf die Auswertung des ersten Winters zurückgreifen können. Sollte alles funktionieren, können wir 2022 mit der ersten Ernte rechnen. Die Vorfreude ist groß!
Die Alpenwinzerei - Der Weinkeller
Gedanken zur Alpenwinzerei 1212
"Mag sein, dass der Weinbau im Pinzgau eine neue Sache ist. Aber Weinbau ist Landwirtschaft und mit Landwirtschaft hat der Pinzgau jahrhundertelange Erfahrung. Die Landwirtschaft hat sogar landschaftsprägende Bautypen herausgebracht. Eine davon ist der Heustadel. Ich glaube, die Interpretation des Pinzgauer Heustadels ist in diesem Weingut leicht zu erkennen. In diesem hölzernen Baukörper ist Raum für Menschen, Gastfreundlichkeit und Maschinen. Gekeltert wird aber in einem Baukörper aus Naturstein, der wie der Wein aus der Landschaft herauswächst. Im ersten Pinzgauer Weinkeller eben..."
Ulrich "Ulli" Stöckl Architekt Loferer Straße 4 5760 Saalfelden
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